NASSE, KALTE FÜSSE
Geistliches Wort
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Johannes 12,24)
Als ich diese Zeilen schrieb, da schneite es. Eigentlich rechnete ich nicht mehr da-mit, in diesem wieder einmal schnee-armen Winter, aber es schneite. Trotzdem ging ich leichtsinnig in Schlappen durch den Gemeindegarten, denn das bisschen Schnee kann einem doch nichts anhaben. Dachte ich. Nun habe ich nasse Füße und kalt sind sie außerdem. In diesem Moment sehne ich mich besonders nach dem Frühling. Ich sehne mich nach trocknen Füßen. Ich sehne mich nach den warmen Sonnenstrahlen auf der Haut. Ich sehne mich nach dem Geruch des Frühlings. Ich sehne mich nach dem frischen, unverbrauchten Grün. Mit dieser Sehnsucht im Herzen fällt mein Blick auf meine Blumenkästen, in denen dürre und tote Pflanzen des Vorjahres zur Mahnung aller Lebenden noch immer in die Höhe ragen. Und dabei habe ich mir vorge-nommen, die Pflanzen zu pflegen und ich hatte schon so viele tolle Ideen, wie ich in diesem Jahr alles gestalten könnte – lebendig, grün, in schönster Blüte. Aber alles, was ich sehe, ist tot.
Und ein wenig fühlt es sich in diesem Moment an, wie diese Zeit sich eben anfühlt: Vor Ostern braucht es die Pas-sion. Ostern kann es nicht geben, ohne den Schmerz des Karfreitags. Wenn ich das Leid nicht kenne, wie sollte ich die Freude erleben? Allein durch den Tod entdecke ich den Wert allen Lebens. Ostern ist zum Greifen nah. Und in dieser Hoffnung vertraue ich darauf, dass Ostern kommen wird, und ich werde auch in diesem Jahr wieder Pflanzen aus-säen. Die Samen in die Erde legen. Und aus dunkelbrauner Saat wächst zartes Grün. Manch einer mag dabei gelassen bleiben, doch mich lässt es immer wieder Staunen: so vieles muss ganz vergehen, um dann neu zu beginnen. Das Alte muss ich ganz hinter mir lassen, damit Neues entstehen kann. Wer von schwerer Krankheit gesundet ist, wer eine Beziehung beenden musste, wer seinem Leben eine neue Richtung gab oder wer eine schwere Krise erlebte - der Schmerz des Wandels ist vertraut. Sterben und Neuwerden wird manchmal zur Lebensaufgabe.
So sitze ich nun hier, die Füße sind ein wenig wärmer. Und ich freue mich auf die kom-menden Wochen. Die Passionszeit, die ja irgendwie zu Ostern dazu gehört, auf die Osterzeit und die Hoffnung, die Gott im neuen Grün uns schenkt.
Ich wünsche Ihnen, dass auch sie diese Hoffnung spüren. Ich wünsche Ihnen das Erleben Gottes in dieser besonderen Zeit. Und vor allem: ich wünsche auch Ihnen trockne Füße.
Ihr Marcus Ebert
DOWNLOADS
- Gemeindebrief-red - ( 01.03.2025 / 10 MB)