Förderverein „Divi-Blasii-Kirche Mühlhausen“ e.V.

Geschichte der Divi-Blasii-Kirche

Am 22. September 1227 schenkte König Heinrich die Blasius-Kirche in seiner Stadt Mühlhausen dem Deutschen Orden. Aus die­ser Urkunde erfahren wir erstmals überhaupt von der Existenz einer Kirche in Mühlhausen, deren Gründung jedoch bislang im Dunkel der Geschichte bleibt.

Wohl in den 1240er Jahren begann der Orden Umbauarbeiten an der dreischiffigen Basilika. Der Nordturm wurde um 1245, der Südturm um 1270 vollendet. Doch erst der Eintritt Kristans von Mühlhausen in den Deutschen Orden, seine Ernennung zum Pfarrer an St. Blasius 1272, die Erhebung zum Bischof von Samland 1276, seine Weltkenntnis und finanzi­ellen Möglichkeiten schufen die Voraussetzun­gen, den neuartigen Entwurf für diese Hal­lenkirche zu realisieren. Deutlich sind an den Bündelpfeilern, den Querhausrosetten, der Bauplastik und der Raumauffassung Einflüsse von den Kathedralbauten Nordfrankreichs und des Rheinlandes zu spüren, wo Kristan nach seinem Rückzug aus Samland mit der sich ent­faltenden gotischen Formenwelt in Berührung kam. Die Plastiken der Maria, Schutzheilige des Ordens, und des Bischofs Blasius, die Grabplat­ten der Ordensbischöfe Kristan von Samland und Dietrich von Ammern, die Chorfenster und der Hochaltar sind aus vorreformatorischer Zeit auf uns gekommen. Kanzel und Taufstein, Chor­gitter und Grabplatten wie die des Reformators Tilesius entstammen späteren Zeiten.

In der Änderung des Attributes ‚Sanctus’ (hei­lig) in ‚Divus’ („bei Gott befindlich“) Blasius um 1600 kommt das Bestreben zum Ausdruck, der katholischen Heiligenverehrung entgegenzuwirken.

Die Divi-Blasii-Kirche war und ist die Hauptkir­che unserer Stadt: dem Altstadtpfarrer gebühr­te der Vorrang, hier predigten die Superintendenten der Reichsstadt, hier v.a. war und ist bis heute die Pflegestätte der protestantischen Kirchenmusik. Der Kirchenlieddichter Helm­bold, Vater und Sohn Ahle und schließlich Jo­hann Sebastian Bach wirkten an dieser Kirche. Ihre 1959 erbaute Orgel bringt die in der Orgel­disposition Bachs von 1708 dokumentierten (Klang-) Vorstellungen zum Ausdruck.

Martin Sünder


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